Wo Haie so pünktlich sind wie ein Schweizer Uhrwerk, Luxus das Herz berührt und Nachhaltigkeit mehr ist als ein Slogan: Die Malediven haben sich neu erfunden.
Es ist früh am Morgen, und die ersten Sonnenstrahlen giessen sich wie flüssiges Gold über die türkisblau schimmernde Lagune von Landaa Giraavaru – ein Ort, der so märchenhaft wirkt, dass selbst die paradiesischen Postkarten aus dem Hotelshop daneben verblassen.
Eingebettet ins Baa-Atoll im Zentral-Norden der Malediven, Teil eines UNESCO-Biosphärenreservats, steht die kleine Insel nicht nur für luxuriöse Entspannung im Four Seasons Resort, sondern auch für ein beeindruckendes Zusammenspiel von Natur und Nachhaltigkeit.
Hier gleiten Adlerrochen elegant durch die artenreiche Unterwasserwelt, Korallenriffe schimmern in allen Farben, und der Begriff «nachhaltiger Tourismus» ist mehr als ein abgedroschener Marketing-Slogan.
Inhaltsverzeichnis:
- Four Seasons Malediven: Der neue Luxus ist leise, warm und nachhaltig
- Gastfreundschaft 2.0: Wo Team und Gäste zur Familie zusammenwachsen
- Erfrischende Ehrlichkeit: Eine Zen-Meisterin mit Bollywood-Charme
- Flora & Fauna sorgen für Schnappatmung und klaffende Kiefer
- Sustainability ist hier mehr als ein substanzloser Slogan
- Inseln mit Integrität
Denn hier bedeutet Nachhaltigkeit, nicht nur etwas zu bewahren, sondern auch, aktiv etwas zurückzugeben – an die Natur, an die lokale Gemeinschaft und an kommende Generationen. Und das Konzept wird auf erstaunlich vielen Inseln des Archipels mit einer Leidenschaft gelebt, die man nicht nur sieht, sondern auch spürt – sei es beim Schnorcheln, bei Gesprächen mit engagierten Mitarbeitern oder durch die zahlreichen Naturschutzprojekte, die Gäste aktiv einbinden.
Der tropische Inselstaat im Indischen Ozean – einst das ultimative Klischee für luxuriöse Fluchten, wo die High Society ihre Instagram-fähigen Puderzuckerstrände genoss – hat längst erkannt, dass echter Luxus heute anders tickt. Resorts wie das Four Seasons, Soneva Fushi, Soneva Jani oder das St. Regis inszenieren nicht mehr nur postkartentaugliche Villen und Champagnerflaschen im Sonnenuntergang.
Nein, wer heute zahlt, bekommt ein Stück Seele dazu: die authentischen Geschichten der Menschen vor Ort, die Symbiose mit der Natur und das Versprechen, diese Idylle für kommende Generationen zu bewahren.
Four Seasons Malediven: Der neue Luxus ist leise, warm und nachhaltig
Früher war Luxus kühl, distanziert, beinahe einschüchternd. Perfekt gefaltete Servietten, stille Kellner und makellose Oberflächen dominierten die Szene. Doch hier, auf den Malediven, passiert etwas ganz anderes. Luxus hat eine neue Bedeutung gefunden: Er ist lebendig, zugänglich und zutiefst menschlich.
Das wird besonders deutlich in den Four Seasons Resorts, wo sich die Definition von Service grundlegend gewandelt hat. Armando Kraenzlin, Regional Vice President und General Manager hier, ist eine Schlüsselfigur hinter diesem Wandel auf den Inseln.
Seit 1988 ist er in Südostasien tätig, seit 15 Jahren führt er die Four Seasons Resorts auf den Malediven. Kraenzlin hat sich nicht nur in der Region, sondern weltweit einen Namen gemacht. Es heisst, er sei einer der besten Hoteliers der Welt – ein Ruf, der sich nach einem Aufenthalt in Landaa Giraavaru ohne Zweifel bestätigt.
«Unsere Branche dreht sich um Menschen: nicht nur um Gäste und Mitarbeiter, sondern auch um Nachbarn und die Gemeinschaft.» erklärt Kraenzlin. Seine Philosophie bringt Menschlichkeit in den Mittelpunkt – nicht nur im Umgang mit Gästen, sondern auch in der Einbindung der lokalen Gemeinschaft. Er weiss: Ein Ort ist nur so stark wie die Verbindungen, die er schafft – und diese Verbindungen sind es, die Landaa Giraavaru so besonders machen.
Gastfreundschaft 2.0: Wo Team und Gäste zur Familie zusammenwachsen
Sabah Jugari, Marketing Managerin im Four Seasons Landaa Giraavaru, verkörpert diesen Ansatz wie kaum eine andere. Geboren in Mumbai, begann sie ihre Karriere bei Condé Nast India. Dort lernte sie die Luxushotellerie aus einer ganz besonderen Perspektive kennen: Sie arbeitete an Markenkampagnen für Magazine wie Vogue und Traveller und organisierte Eventpartnerschaften, die ein Fenster in die elegante Welt der Gastfreundschaft öffneten.
Doch nach ihrer Zeit bei Condé Nast und einer Phase im digitalen Marketing während der Pandemie suchte Sabah nach mehr. «Ich wollte zurück zu etwas, das lebendig ist – zu einer Arbeit, bei der ich mit Menschen in Kontakt komme,» erzählt sie. Als sie schliesslich die Rolle im Four Seasons annahm, erwartete sie das Unerwartete.
Sabah ist eine Frau, die einen sofort berührt und man kommt nicht umhin, sie ins Herz zu schliessen – eine Marketingmanagerin mit der Gelassenheit eines Zen-Meisters und der Energie eines Bollywood-Stars. Beim indischen Abendessen mitsamt Bollywood-Tanzeinlage juckt es sie sichtbar in den Zehen und wir sehen ihr an, wie gerne sie jetzt mit ihren Kollegen über das Parkett zu begleiten.
Erfrischende Ehrlichkeit: Eine Zen-Meisterin mit Bollywood-Charme
Stattdessen bleibt sie professionell, serviert uns Geschichten aus ihrer Welt und dem Hotel, erzählt von ihrer Vipassana-Meditation, bei der sie ohne ein Wort oder Augenkontakt für zehn Tage allein mit ihren Gedanken war – und dass man auch hier, auf den windgepeitschten Inseln, Yoga praktizieren, meditieren und lernen kann, inmitten der paradiesischen Natur zu sich selbst zu finden.
«Die echten Gurus spüren angeblich jede Zelle ihres Körpers! So weit bin ich nicht gekommen. Aber nach den ersten Tagen wurde es leichter, und ich habe mich auf einer tieferen Ebene kennengelernt«, erklärt sie, während wir uns insgeheim fragen, wie ein so junger Mensch mit so viel Tanzlust und Lebensenergie so viel Weisheit und Disziplin unter einen Hut bekommt.
«Ich dachte, das Inselleben wäre total entspannt, und ich könnte endlich schwimmen lernen und ein Buch schreiben. Aber im Hotel ist immer was zu tun und vom entspannten Island-Lifestyle bin ich weit entfernt. Doch ich liebe es! Was ich hier gefunden habe, geht über den Job hinaus. Wir sind hier eine Familie. Im Team und mit den Gästen, die oftmals jedes Jahr wiederkommen,» sagt sie.
Auch wenn sie noch nicht schwimmen kann und das Buch nach wie vor nur in ihrem cleveren Kopf existiert – Die Insel ist für Sabah mittlerweile so viel mehr als nur ihr Arbeitsplatz. «Landaa ist nicht nur ein Resort. Es ist ein Ort mit Sinn. Hier werden Korallenriffe restauriert, Plastik wird konsequent vermieden, und sogar die Kräuter in der Küche werden biologisch auf der Insel angebaut,» erklärt sie.
Dieser Sinn, so sagt sie, liegt für sie nicht nur in der Natur, sondern in den Verbindungen, die sie hier knüpfen konnte – zu Kollegen, Gästen und zu sich selbst.
Flora & Fauna sorgen für Schnappatmung und klaffende Kiefer
Auf den Malediven ist die Natur der wahre Star. Beim Schnorcheln Riff des Atolls – einem UNESCO-Biosphärenreservat – schweben majestätische Igelrochen unter uns hindurch und durch die mystische Unterwasserwelt. Es sind Momente, die so magisch wirken, dass man fast vergisst, wie zerbrechlich dieses Paradies ist.
In Soneva Jani, bekannt für seine Villen mit versenkbaren Schlafzimmerdecken, können Gäste unter dem Sternenhimmel schlafen und den nächtlichen Klängen des Indischen Ozeans lauschen. Soneva Fushi lädt dazu ein, die dichte Vegetation der Insel zu erkunden, bevor man bei einem Glas Wein aus der hauseigenen Glas-Recycling-Werkstatt entspannt oder sich beim Soul Festival von weltbekannten Experten wie Dr. Zach Bush zu Themen wie Langlebigkeit, Achtsamkeit und dem Mikrobiom inspirieren lässt.
Es ist drei Minuten vor sechs auf Landaa, und die Szene könnte direkt aus Der weisse Hai stammen – nur mit besserem Soundtrack. Unter dem Jetty des Four Seasons Resorts tauchen sie auf: Schwarzspitzen-Riffhaie und stämmige Ammenhaie, die sich pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk um die Fischreste des Tages kümmern. Mit bis zu drei Metern Länge wirken sie beeindruckend und beinahe ein bisschen beängstigend.
Wir bleiben mit offenem Mund staunend stehen, man könnte meinen, wir wollen auch einen Happen. Diese Begegnungen sind faszinierend und ehrfurchtgebietend zugleich – eine Erinnerung daran, dass wir Besucher sind, die Verantwortung tragen.
Sustainability ist hier mehr als ein substanzloser Slogan aus dem Greenwashing-Schleuderprogramm
Diese Verantwortung nehmen Resorts wie Four Seasons und Soneva ernst. Nachhaltigkeit ist hier kein leeres Versprechen, sondern gelebte Realität. Im Four Seasons Kuda Huraa betreibt die Turtle Rescue Station eine Art Reha für gestrandete Schildkröten, die in Geisternetzen festsassen. Thais, eine junge Frau aus Südamerika, steckt gemeinsam mit ihren Kollegen von Reefscapers ihr ganzes Herzblut in die Turtle Rescue Station.
Hier kümmern sie sich darum, die verletzten Panzertiere wieder aufzupäppeln – sei es, um sie in die Freiheit zu entlassen, wenn sie fit genug sind, oder um ihnen ein neues Zuhause zu finden, in dem sie die Pflege bekommen, die sie brauchen. Für die Gäste eine bewegende Gelegenheit, hautnah mitzuerleben, wie Hoffnung auf vier Flossen zurückkehrt.
Im Landaa Giraavaru Marine Discovery Centre wird Wissenschaft mit Abenteuer verbunden. Unter Anleitung der Meeresbiologen, die für die Reefscapers Organisation arbeiten, können Gäste beim Wiederaufbau beschädigter Korallenriffe mithelfen – und sich im Aquarium und Hightech-Labor informieren.
Besonders spektakulär ist das Manta-on-Call-Programm: Zwischen Mai und November klingelt ein «Manta-Telefon“» wenn die majestätischen Rochen gesichtet werden. Dann geht es per Schnellboot direkt zu den Fütterungsspektakeln der Mantas, wie in der berühmten Hanifaru Bay, wo 2022 über 5.000 Sichtungen stattfanden.
Wer noch tiefer eintauchen möchte, kann im Programm «Manta Ray Scientist for a Day» Seite an Seite mit Forschern arbeiten und mehr über diese faszinierenden Meeresbewohner erfahren.
All das zeigt, wie die Resorts auf den Malediven nicht nur um den schönsten Strand, sondern auch um den nachhaltigsten Ansatz wetteifern – und dabei beweisen, dass man ein fragiles Paradies bewahren kann, ohne dabei auf eine ordentliche Portion Luxus zu verzichten.
Inseln mit Integrität
Luxus ist auf den Malediven nicht nur eine Frage von Service oder Design, sondern von Menschen. Das Hospitality Apprenticeship Programme der Four Seasons hat seit 2001 mehr als 850 jungen Maledivern die Möglichkeit gegeben, kostenlos eine Karriere in der Hotellerie zu beginnen.
Menschen wie Francisco Negrão, der Director of Rooms und stellvertretende General Manager von Landaa Giraavaru, sorgen dafür, dass diese Vision gelebt wird. Mit seiner charmanten portugiesischen Art hält er die Insel buchstäblich am Schwimmen – und schafft eine Atmosphäre, die nicht nur Gäste, sondern auch das Team inspiriert.
«Die Arbeit hier hat mich so viel gelehrt – über mich selbst, über andere und darüber, wie bedeutungsvoll Gastfreundschaft sein kann», erzählt Sabah. «Es ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebensphilosophie.»
Was diese Reise so besonders machte, war nicht nur die Schönheit der Malediven oder der makellose Luxus. Es waren die Begegnungen mit Menschen wie Sabah und Francisco, die zeigen, dass moderner Luxus mehr ist als Design und Perfektion. Es geht um Verbindungen – zu anderen Menschen, zur Natur und letztlich auch zu sich selbst.